„Aus Alt macht Neu, aus Zerbochenem Zauber“
Said Shabahang
lebt in Berlin. Said ist nicht nur ein Pendler zwischen den Kulturen, sondern auch zwischen unterschiedlichen Kunstformen. Er gestaltet Glas- und Mosaikbilder, Masken, Innenräume und leitet Kunst- und Theaterprojekte.
Mosaikkunst
Said Shabahang, Mosaikkünstler, Skulpturen- und Maskenbauer. In Berlin lebend kreiert der Künstler seit über einem viertel Jahrhundert kunstvolle Mosaike der abstrakten Art.
Die Finesse und Magie seiner Handwerkskunst manifestiert sich hier besonders in der Liebe zum Detail mit der jedes filigran zugeschnittene Element harmonisch zu einem Gesamtwerk verschmilzt. Taucht das Auge in Saids Kunstwerke ein, so entdeckt es jedes Mal ein neues Element mit seinen besonderen feinen Formen. Jede Scherbe birgt dabei ihre individuelle Musterwelt, ihre ganz eigene Geschichte – ihren ganz eigenen Charakter.
Warme Farben durchziehen dieses Meer von Scherbeninseln in lebendigem Einklang zueinander. Besonders zu bewundern ist hier auch das harmonische Zusammenspiel unterschiedlichster Materialien wie Glas und Keramik, mit welchen der bildende Künstler erstmals experimentiert hat.
Ausstellungen
Regelmäßige Ausstellungen
Seine Gestaltungen sind genau wie er, vielseitig und bunt. Said Shabahang, Mosaikkünstler, Skulpturen- und Maskenbauer.. Nach Hamburg, Hannover, Frankfurt am Main, und Granada (Spanien) zeigt Said nun neue Formen seiner Kunst in seiner Heimatstadt Berlin.
Restaurant Seerose
– Mosaikkunst –
Mo. bis So. 10:00 bis 22:00 Uhr
Körthestraße 38
10967 Berlin-Kreuzberg
http://www.seerose-berlin.de/
Biografie
Geboren und aufgewachsen in Teheran, begann Said ein Studium als Industrie-Ingenieur im Iran. 1982 gelangte er nach einer abenteuerlichen Flucht über die Türkei und dem damaligen Jugoslawien in die Bundesrepublik. Im Exil nahm sein Leben dann eine komplette Wendung hin zur Kunst – zunächst zum Theaterspiel und Maskenbau. Gleichzeitig studierte er Theaterwissenschaften an der FU Berlin. Studium und Arbeit führten ihn unter anderem zu Ida Bagus nach Ubud auf Bali, Donato Sartori in Padua und zum Théâtre du Soleil – Paris, wo er Unterricht im Maskenspiel bei Guy Freixe und Erhard Stiefel nahm.
Seine Freude an der Gestaltung brachte Said auch zur kreativen Arbeit mit Menschen. 1986 begann er Masken aus Pappmaché zu bauen und sie in Theaterprojekten mit Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Das waren die ersten von zahlreichen Projekten, bei denen er bis heute verschiedene Zielgruppen in den Gestaltungsprozess einbezieht. So inszenierte er in Projekten für Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Beeinträchtigungen zahlreiche Aufführungen mit Masken, leitete in Berlin ein Kinder- und Jugendtheater und führte Straßentheater-, Puppentheater-, Masken-, Fliesenmalerei-, Relief- und Skulpturenprojekte mit Kindern und Jugendlichen durch.
Mosaike aus Schutt
Erste Inspirationen, die ihn zu seiner Mosaikkunst führten, begegneten ihm bei Spaziergängen auf dem Teufelsberg. Dort lagen noch immer die Trümmer aus dem zweiten Weltkrieg, unter denen sich zahlreiche Scherben befanden – jede mit ihrer ganz eigenen Geschichte und Faszination, aber verloren in der Landschaft. Er fing an sie zu sammeln, nahm sie mit nach Hause. Als er bei der Gestaltung eines Spielplatzes mitwirkte und auch hier zahlreiche Bruchstücke aus der Vergangenheit fand, entwickelte er die Idee, aus dem hier gefunden etwas Neues zu kreieren. Gemeinsam mit den Kindern nahm er die gefunden Bruchstücke, gestaltete damit Wände, Säulen und andere Elemente. So wurde aus den verlorenen Fundstücken etwas Neues, etwas Wunderbares – aus Zerbrochenem Zauber.
„Mosaik hat eine eigene Sprache von Farben, Formen und Linien“, erklärte der Künstler erst kürzlich in einem Interview mit dem rbb. „Ein Anblick, der dir Freude bereitet, kann auch anderen Menschen Freude machen.“
So „fügte“ sich alles zusammen. Said begann auf seinen Spaziergängen durch die Stadt Bruchstücke zu sammeln, um Formlosem neue Form zu geben und aus Verlorenem neue Welten zu schaffen, Mosaike aus Schutt zu kreieren: Was andere achtlos wegwarfen, nahm er auf und verwandelte es in Kunst. Auch heute noch ist sein Blick beim Spaziergang durch seinen Kiez offen für die besondere Schönheit im Zerbrochenen.
Geschick, Geduld und Kreativität
Es bedarf stunden-, oft tagelanger Arbeit, bis ein Mosaik in seiner Gesamtheit vollkommen ist und erfordert zunächst einmal Geschick und Geduld. Die Teile werden geschnitten, und so lange zusammengesetzt und wieder getrennt, bis sie sich zu einem Ganzen zusammenfügen.
Immer wieder experimentiert er mit anderen Materialien und Techniken und dem Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien wie Glas und Keramik. Das Ergebnis spiegelt sich in seiner unnachahmlichen und unverwechselbaren Mosaikkunst. Warme Farben durchziehen dieses Meer von Scherbeninseln in lebendigem Einklang zueinander.
Pendeln zwischen Spanien und Berlin
Nach 20 Jahren mit Lebensmittelpunkt in Berlin lernte Said bei einer Spanienreise in der Nähe von Malaga seine spätere Frau Eli kennen, ebenfalls Künstlerin. Mit ihr lebte er einige Jahre abwechselnd in Spanien und in Berlin, das Paar hat zusammen zwei Kinder. Auch in Spanien engagierte sich Said in verschiedenen sozialen Projekten unter anderem zur Mosaikgestaltung an einigen Gebäuden und Einrichtungen.
Die Diagnose Parkinson vor einigen Jahren leitete eine neue Phase ein. Es kam zur Trennung von Eli und Said kehrte nach Berlin zurück, um sich hier auf die Behandlung seiner Krankheit zu konzentrieren. Seine Parkinson-Erkrankung stellt eine ständige Herausforderung im Alltag dar. Seine Energie allerdings, Kunst zu schaffen, hat er nicht verloren, im Gegenteil, manche behaupten, dass die Qualität und Schönheit seiner Werke eine ganz neue Stufe erreicht haben.
In seiner kleinen Wohnung in Kreuzberg wurden Tische zu Schmuckobjekten, der Boden zu einem Lager von Farben und Werkstücken, und selbst die Fenster, ja sogar das Bett zu eigenen Glas verzierten je nach Lichteinfall unterschiedlich schimmernden Kunstwerken. Regelmäßig besucht ihn hier auch sein erwachsener Sohn Raphael aus einer früheren Beziehung, der mittlerweile selbst Kunstschaffender ist und ebenfalls in Berlin lebt.
Mosaikkunst im Kiez
Wer heute in Berlin lebt, ist vielleicht schon hier und da einem seiner Mosaike begegnet, mit denen er ganz verschiedene Kieze in Berlin mitgestaltet und prägt – zum Beispiel in unseren alltäglichen Begegnungsräumen wie den Innen- und Außenräume des Familienzentrums am Mehringdamm Berlin-Kreuzberg, wo die „Geträumten Landschaften“ zu sehen sind. Oder den Steinmosaiken am Eingangsportal und den Innenräumen der Kamerunischen Botschaft in der Ulmenallee im Westend. Oder den Holzskulpturen im Statthaus-Böcklerpark in Kreuzberg. Oder aber auf einer seiner Ausstellungen – wie aktuell im Restaurant Seerose am Südstern in Berlin Kreuzberg.
Said Shabahang schafft es auf seine ganz eigene Weise, Zerbrochenes immer wieder neu zusammenzusetzen und etwas Neues Schönes daraus entstehen zu lassen. Vielleicht auch ein Spiegelbild seines eigenen Lebens.
Großstadtmosaike mit Liebe zum Detail – Annis Fundstücke – rbb
25.03.2023 – Said Shabahangs Wohnung in Kreuzberg ist ein kleines Kunstwerk. Als er in den 1980er Jahren aus Iran nach Berlin kam, erfand er sich neu. Er studierte Theaterwissenschaften und kam über die kreative Arbeit zu einer seiner Leidenschaften: dem Mosaikbau.
Forum – Das Wochenmagazin
April 2023 – Said Shabahang – Der Mosaikkünstler